Aufstieg durch Bildung – ein (noch) nicht eingelöstes Versprechen..
Vor 10 Jahren fand ein Bildungsgipfel statt, das Versprechen: Jedes Kind kann den Aufstieg durch Bildung schaffen, unabhängig seiner Herkunft.
Die Bilanz nach 10 Jahren föderal geprägter und politisch durch nahezu alle Parteien verantworteter Bildungspolitik ist ernüchternd. Kinder, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder aus Familien mit Migrationshintergrund stammen, haben weiterhin schlechtere Chancen im deutschen Bildungssystem.
Der DGB hat dazu eine Analyse durch den Bildungsforscher Klaus Klemm anfertigen lassen, dieser kommt darin zu Schluss: Die Spaltung der Gesellschaft aufgrund der Ungleichheiten in der Bildung von Kindern aus unterschiedlichen Lebenslagen verfestigt sich weiter.
Nur 33, 6 Prozent der Kinder unter drei Jahren hatten im Jahr 2017/18 in Deutschland einen Krippenplatz. Beim Bildungsgipfel hatte man dazu eine Quote von 35 Prozent versprochen.
Ob ein Kleinkind in der Kita betreut wird oder nicht, hängt zudem stark davon ob, in welcher Familie es aufwächst.
Bei Familien, in denen der Hauptschulabschluss der höchste ist, haben 16,4 Prozent der unter Dreijährigen einen Krippenplatz: Ist der höchste Abschluss dagegen die (Fach-)Hochschulreife liegt die Quote bei 37,7 Prozent.
Und liegt die Betreuungsquote bei Kindern mit Migrationshintergrund nur bei 20 Prozent, ist sie bei Familien ohne Migrationshintergrund mit 40 Prozent doppelt so hoch.
Die Unterschiede zeigten, dass genau die Kinder nur zu geringen Teilen frühkindliche Förderung erhielten, die diese für ihren weiteren Bildungs- und Lebensweg besonders stark benötigten.
Da Kita Plätze immer noch viel zu knapp sind und keinerlei Betreuungspflicht / Bildungspflicht in dieser Altersgruppe herrscht, gelangen mehr Kinder aus Akademikerfamilien, die eh auch zu Hause schon gut gefördert werden, schneller und öfter zu einem Kitaplatz als bspw. die Kinder der Hausfrau aus Afghanistan.
Wobei traditionell die Betreuungsquote in Ostdeutschland fast durchgängig, über alle drei Gruppen der Schulabschlüsse der Eltern hinweg, mindestens doppelt so hoch ist wie in Westdeutschland.
In der Schule setzt sich die Ungleichheit der Chancengerechtigkeit weiter fort. Durch die soziale Entmischung der Wohngebiete, auf Grund von stärkerer Separierung derjenigen die sich schönes Wohnen leisten können und derjenigen die in Vierteln für sozialverträgliche Mieten übrig bleiben, unterbleibt auch in den Schulen dieser Wohngebiete die soziale Mischung, und damit der soziale Ausgleich und die Chancengerechtigkeit in Bildung und Betreuung.
Der Aufbau von Ganztagsschulen gehört zu den ambitioniertesten bildungspolitischen Reformvorhaben in Deutschland, die noch von der rot-grünen Koalition angestoßen wurden.
Tatsächlich ist Deutschland von einer flächendeckenden Versorgung aber weit entfernt. Zurzeit haben 40,1 Prozent der Grundschüler einen solchen Platz.
Der Anteil der Jugendlichen, die das Schulsystem in Deutschland ohne Abschluss verlassen, ist zuletzt wieder gestiegen: von 5,9 (2016) auf 6,5 Prozent (2017). Wer aber nicht mindestens einen Hauptschulabschluss besitze, habe kaum eine Chance auf einen Ausbildungsplatz, heißt es in der Studie. So bleiben 1,45 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren in Deutschland ohne Berufsausbildung. Die Quote stieg den Angaben zufolge von 13,9 (2016) auf 15 Prozent im Jahr 2017.
Gegenüber dem Versprechen des Bildungsgipfels von vor 10 Jahren fehlen zudem 27,1 Milliarden Euro in Bund und Ländern im Bildungsetat.
Die Fortsetzung dieses Bildungssystems sorgt auf Grund von falschen Föderalismusstrukturen und bunt verteilten Zuständigkeiten, auf Grund von nicht kostenfreier Bildung und Betreuung für die die es dringend brauchen würden, auf Grund fehlender Lehrer und gut ausgestatteten Schulen samt zeitgemäßen und bedarfsorientierten Lehrplänen, fehlendem Anreiz zur Betreuung im Vorschulalter weiter für mangelnde Chancengerechtigkeit in den kommenden Generationen.
Das führt zu sinkendem Bildungsniveau und damit ausbleibenden Perspektiven für den Aufstieg und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die Kinder und Jugendlichen ohne Bildungschancen, ohne Ausbildung und damit ohne Zukunftsperspektiven in einer hochtechnologischen und komplexen Arbeitswelt, sind die AFD Wähler und Wutbürger von morgen.
Deswegen ist es wichtig, dass die SPD das Gute-Kita Gesetz durchgesetzt hat, dass Bundesmittel an Schulen eingesetzt werden dürfen, dass die SPD weiter für Ganztagesbetreuung, kostenfreie Kitas und bessere Bildungschancen für alle kämpft.