Wir brauchen eine Renaissance der humanistischen Werte
Wenn ich mich umschaue, zuhöre, lese was in den sozialen Netzwerken, auf der Straße dem Schulhof und morgens in der Bahn geschrieben und gesprochen oder gegrölt wird, regt sich in mir ein immer gleicher Zweifel: hat unsere Gesellschaft ihre Grundwerte vergessen, aufgegeben oder nur nicht mehr ernst genommen?
Lernen unsere SchülerInnen nicht mehr was ein zivilisiertes Miteinander ausmacht, dürfen Lehrer nicht mehr erziehen, haben vor allem die Eltern jeglichen Anspruch an Ihren Nachwuchs aufgegeben?
Sind die Erwachsenen egoistische, asoziale und gemeinschaftsfeindliche, gefühlslose Roboter geworden? Oder täuscht mich meine subjektive Wahrnehmung, weil ich die leisen, vernünftigen und sozialen Menschen nicht so deutlich wahrnehme wie die anderen?
Ich erlebe so viel negative Energie, dass ich mich immer frage, warum nutzt derjenige nicht seine Kraft für positive Dinge, für Veränderungen seiner Einstellung, seines Umfeldes, seiner täglichen Beschwernisse. Und vor allem ist es eigentlich all diesen Menschen bewusst worüber Sie sich gerade aufregen, welche Wertigkeit Sie den wertlosesten Themen widmen?
Gerade höre ich bspw. eine Voicemail einer Dame die sich massiv beschwert, dass in Ihrer Tageszeitung Werbung für einen französischen Supermarkt steht. Sie sei ja wohl nicht in Gallien und fühle sich vom Entenschaum bedrängt… Nun über die psychische Gesundheit der Dame, kann ich nichts sagen, aber solche Begebenheiten, solche permanenten Beschwerden und negativen Äußerungen, geprägt von zu tiefst negativen Lebenseinstellungen, begegnen mir tagtäglich.
Ist Deutschland ein Land der Nörgler, der Miesepeter, der permanenten Opfer die von Staat, Nachbarn, Kollegen und Chefs dauergemobbt und ausgenutzt werden? Oder geht es den Deutschen bzw. allen in Deutschland und Europa Lebenden zu gut, dass Sie nicht mehr wertschätzen können welches große Glück sie in der Geburtslotterie hatten, wie es neulich Dunja Hayali beschreibt?
Ja natürlich gibt es eine Reihe an Themen und Probleme in unserem Alltag, viele die ich auch an anderer Stelle schon beschrieben habe. Aber geht es uns nicht viel besser als den allermeisten Menschen auf unserem Planeten?
Und ändert sich daran was wenn man negativ geprägt durchs Leben geht, oder wenn man andere Menschen beleidigt und verletzt?
Mein Weltbild ist geprägt von humanistischen Werten, diese sind Menschlichkeit, Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Demokratie, Verbundenheit, Mündigkeit und Aufklärung. Diese Werte bilden ein Wertesystem, die bedingen und ermöglichen einander.
Humanismus ist eine demokratische und ethische Lebensauffassung: Alle Menschen haben die gleiche Freiheit und die Verantwortung, ihrem Leben Sinn zu geben. Mit Gefühl und Verstand können Menschen unter dieser Voraussetzung gemeinsam die Formen ihres Zusammenlebens gestalten.
Diese Definition von Humanismus ergänze ich um den Grundwert der sozialen Gerechtigkeit. Ein großes Wort, was aber aus meiner Sicht Voraussetzung dafür ist, dass unsere Gesellschaft weiter in Frieden und Gemeinschaft leben kann. Neoliberalismus und ausufernder radikaler Kapitalismus steht den humanistischen Grundwerten entgegen. Politik und Gesellschaft dürfen sich nicht nach den 2158 Milliardären in der Welt richten, nicht nach den Vorgaben von Fondgesellschaften und Rankingagenturen, sondern nach der Frage was ist gut für die 99% der Welt, die ohne entsprechende Kapitaldecke auch Anspruch auf ein glückliches, unversehrtes und erfülltes Leben haben.
Humanistische Werte kombiniert mit Bildung & Erziehung, mit klaren Regeln die die Freiheit des Anderen schützen, mit Konsequenz für Regelverletzungen und gerechter Mittelverteilung sind für mich die Basis für ein gesellschaftliches Zusammenleben in dem jeder die gleichen Chancen hat. Und die Basis für eine Welt in der wir alle gemeinsam mit Freude, mit Lust und mit positiver Energie durch den Alltag kommen.
Denken Sie gern drüber nach oder überlegen Sie sich worüber Sie sich unnötiger Weise zu letzt aufgeregt haben...